Landkreis Cochem-Zell – Cochem-Zeller (Bio)Energiedorf

Klimaschutz wird im Landkreis Cochem-Zell groß geschrieben. Der Landkreis ist eine von bundesweit 21 Bioenergieregionen (Bundesministerium für Landwirtschaft und Entwicklung – BMEL). Seit August 2016 verpflichten sich die Cochem-Zeller Kommunen zudem im Rahmen der Initiative „Masterplan 100 % Klimaschutz“ (BMUB), ihre CO2-Emissionen bis 2050 um 95 % gegenüber 1990 zu senken. Bereits heute kann der Landkreis den gesamten Strombedarf der ca. 65.000 Einwohner aus erneuerbaren Energien bereitstellen.

Der stärkere Einbezug der Quartiersebene für die Umsetzung von Maßnahmen war darum naheliegend: Im Rahmen des Projekts „Cochem-Zeller-Energiedorf“ haben der Landkreis Cochem-Zell und die Klimaschutzagentur des Landkreises „unser klima für cochem-zell e.V.“14 Kommunen bei der Beantragung eines KfW-Quartierskonzepts unterstützt. Um Kommunen für die Erstellung von KfW-Konzepten zu gewinnen, lobte die Klimaschutzagentur einen Wettbewerb aus: Anreiz waren Landesmittel zur Ko-Finanzierung des kommunalen Eigenanteils sowie Hilfestellungen bei der Antragsphase.

Bei der Umsetzung der Konzepte soll der Netzwerkgedanke betont werden: Ziel ist es, ein Sanierungsmanagement für mehrere Quartiere übergreifend einzusetzen, zudem sollen lokale Fachkräfte und Handwerksbetriebe bei der Umsetzung der Maßnahmen einbezogen werden.

Auftakttraffen für ein regionales Netzwerk unter Schirmherrschaft der Wirtschaftsministerin des Landes Rheinland-Pfalz

Veranstaltung für die teilnehmenden Kommunen während der Konzepterstellung

Veranstaltung für die teilnehmenden Kommunen während der Konzepterstellung

Die Quartiere

Quartiere Alf, Alflen, Blankenrath, Bruttig-Fankel, Ellenz-Poltersdorf, Ernst, Forst (Eifel), Gevenich, Stadt Kaisersesch, Kliding, Mesenich, Müllenbach, Treis-Karden, Zell
Einwohner der Quartiere

Alf (830), Alflen (832), Blankenrath (1699), Bruttig-Fankel (1068), Ellenz-Poltersdorf (832), Ernst (564), Forst (Eifel) (399),Gevenich (623), Stadt Kaisersesch (3103), Kliding (217), Mesenich (297), Müllenbach (627), Treis-Karden (2228), Zell (4038)

insgesamt 17.357 Einwohner

Fläche (in ha)

Alf (96), Alflen (1300), Blankenrath (107), Bruttig-Fankel (1438), Ellenz-Poltersdorf (740), Ernst (76), Forst (Eifel) (28), Gevenich (266), Stadt Kaisersesch (24), Kliding (18), Mesenich (22), Müllenbach (427), Treis-Karden (105), Zell (164)

insgesamt 4. 811 ha

Eigentümerstruktur

Privateigentümer, einige öffentliche Gebäude (Schule, Verwaltung)

sozio-ökonomoische Ausgangssituation heterogen
energetische Ausgangssituation Gasversorgung nur in Bruttig-Fankel (teilw), Zell und Kaiseresch, großer Anteil an Holz-Einzelöfen und Ölheizungen
Akteure

Klimaschutzagentur „unser-klima-cochem-zell e. V.“, Landkreis Cochem-Zell, Verbandsgemeinden, Verbraucherzentrale, Land- und Forstwirtschaft, Hausbesitzer

Förderkulisse Städtebauförderung

Projektförderung „Cochem-Zeller (Bio)Energiedorf“ durch BMEL, Ko-Finanzierung der KfW-Quartierskonzepte in Höhe von 20% der Projektkosten durch ein Strukturförderprogramm der Landesregierung von Rheinland-Pfalz (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau) (30% für Kommunen in Haushaltssicherung)

Konzepterstellung

Im November 2014 startete der Landkreis Cochem-Zell die Wettbewerbsphase für die Teilnahme am Projekt „Cochem-Zeller Energiedorf“. Um den Gemeinden den Projektansatz zu verdeutlichen, wurde ein Projektfilm erstellt sowie ein Infopaket zusammengestellt. Die bei „unser-klima-cochem-zell e. V.“ eingereichten Motivationsbekundungen der Gemeinden – insgesamt 14 Einrichungen – erhielten schlussendlich sämtlich eine Zusage für die Teilnahme am Projekt und konnten somit auf die Ko-Finanzierung des Landes zugreifen (Absenkung kommunaler Eigenanteil).

„Unser-klima-cochem-zell e. V.“ begleitete die Kommunen bei der Projektabwicklung. Sie unterstütze nicht nur bei der Antragstellung bei der KfW, sondern auch bei der Ausschreibung des Quartierskonzepts (Aufstellung von Kriterien, Nennung geeigneter Fachbüros). Eine Arbeitsgemeinschaft aus dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) und der Transferstelle Bingen (TSB) erstellte schließlich zusammen mit dem Büro Stadt Land Plus sowie den jeweiligen lokalen Akteuren die Quartierskonzepte. Die 14 ausgewählten Kommunen teilten sich in zwei Gruppen mit zeitversetztem Projektstart, dies erleichterte die Projektabwicklung.

Um den Netzwerkgedanken während der Konzepterstellung zwischen den teilnehmenden Kommunen zu fördern, veranstaltete „unser-klima-cochem-zell e. V.“ mit den Fachbüros mehrere Veranstaltungen in den Energiedörfern:

  • Auftaktveranstaltung in den Gemeinden
  • Workshops zu verschiedenen Themenschwerpunkten (Sanierung, Heizungserneuerung, Photovolatik und Solarthermie, Nahwärmelösungen, u.v.m.)
  • Steuerungsgespräche mit den Energieteams vor Ort
  • Ortsbegehungen
  • Fragebogenanalyse zur konkreten Datenerhebung vor Ort
  • Umsetzungsworkshops mit allen Energieteams, Fachexperten und Premiumpartnern
  • Exkursionen und Besichtigungen
  • Abschlussveranstaltungen

Die Konzepterstellung verlief in den Dörfern unterschiedlich und ist bis dato in acht Kommunen abgeschlossen. Der Aufbau von Nahwärmesystemen, der sich in der holzreichen Region als eine gute Möglichkeit zur regionalen Wärmeversorgung anbietet, ist zurzeit durch die niedrigen Preise für fossile Energieträger in den meisten Fällen wirtschaftlich nur schwer darstellbar. Hier wurden verschiedene Vorplanungen erstellt, die zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden können. Die Maßnahmen konzentrieren sich daher eher auf die Modernisierung von Gebäuden, die Optimierung der bestehenden Heizsysteme und die Nutzung von Solarenergie.

Umsetzung der Konzepte

Zurzeit findet ein Abstimmungsprozess über die Einrichtung eines gemeinsamen Sanierungsmanagements statt, das die beteiligten Kommunen bei der Umsetzung der in den integrierten Quartierskonzepten erarbeitenden Maßnahmen unterstützen soll.

Zur Unterstützung des Umsetzungsprozesses der Quartierskonzepte fand bereits im Dezember 2015 unter der Schirmherrschaft von Landeswirtschaftsministerin Evelin Lemke eine Konferenz zum Aufbau eines regionalen Netzwerks statt. Einbezogen sind sowohl die regionalen Banken als auch die Energieversorger und die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. In einer Absichtserklärung sicherten sie ihre Unterstützung (Finanzierung, Beratung) zu. Ziel ist es auch, das lokale Handwerk einzubeziehen, um die regionale Wertschöpfung zu fördern.

„Unser-klima-cochem-zell e. V.“ übernimmt derweil wichtige kommunenübergreifende Aufgaben im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Auf dessen Website werden alle aktuellen Informationen zum Projektstand in den Kommunen veröffentlicht.

Untersuchungsfokus

Energetische Stadsanierung im ländlichen Raum – Themen und Strategien

Energetische Stadtsanierung im ländlichen Raum – da erscheint zunächst die Begrifflichkeit sperrig. Vielen Kommunen fällt es schwer, lokale Akteure für das Thema zu begeistern. Auch sind kleine Kommunen im ländlichen Raum oft nur spärlich mit Personal ausgestattet. Viele Tätigkeiten im Bereich von Politik und Verwaltung werden nicht von hauptamtlichen Mitarbeitern, sondern im Ehrenamt ausgeführt. Der organisatorische und koordinative Aufwand, der sich von der Antragstellung für ein integriertes Quartierskonzept, über die Ausschreibung und Auswahl der projektbearbeitenden Büros bis zur Begleitung der Umsetzung des Konzepts ergibt, ist daher für viele kleine Kommunen herausfordernd.

Die erfolgreiche Konzepterstellung von 14 Kommunen im Rahmen des Projekts Cochem-Zeller Energiedorf betont daher die wichtige Funktion von Landkreisen und Klimaschutzagenturen auf Landkreisebene bei der Koordinierung der Energetischen Stadtsanierung. Die gebündelte Aufgabenwahrnehmung durch „unser-klima-cochem-zell e. V.“ und die dadurch unterstütze Zusammenarbeit zwischen den Kommunen waren hier der Schlüssel zum Erfolg.

Synergien durch Zusammenarbeit im regionalen Verbund

Bei der Umsetzung der 14 Quartierskonzepte soll das Teilen von Wissen und Ressourcen im Fokus stehen. Deshalb gibt es Überlegungen dazu, ein Sanierungsmanagement interkommunal für mehrere Quartiere einzusetzen. Hintergrund dieses Ansatzes ist auch, dass die Finanzierung des kommunalen Eigenanteils für die Förderung des Sanierungsmanagement für einzelne Kommunen schwer darstellbar wäre, zudem die Personalstelle in einer einzelnen Kommune nicht voll ausgelastet wäre. Mit einem gemeinsamen Sanierungsmanagement wäre es möglich, dass mehrere Kommunen anteilig von den Leistungen eines Sanierungsmanagements profitieren.

Bisher haben 5 Kommunen Interesse an der Einrichtung eines gemeinsamen Sanierungsmanagements bekundet. In weiteren Kommunen wird zurzeit über die Beteiligung beraten. Der Landkreis mit seiner Agentur „unser-klima-cochem-zell e. V.“ ist bereit, hier eine Koordinationsfunktion zu übernehmen.